So ähnlich war meine Begrüssung zu unserem Sommerkonzert am 1. Juli in der Schranne – ein paar Schüler fühlten sich sichtlich angesprochen und grinsten mich an!
Das Foto auf unserem diesjährigen Konzertprogramm zeigt eine Bronzestatue, die meine Schülerin Anne Meindl geschaffen hat. Ich sah sie zum ersten Mal in einer Ausstellung im Ganserhaus, an der Anne teilnehmen durfte, da sie einen Preis gewonnen hatte. An dem Tag sprach mich die auf einer Kugel balancierende und mit übergrossen Armen nach Gleichgewicht suchende Figur sofort an. Wahrscheinlich war es einer der Tage, an denen ich selber mehr oder weniger erfolgreich versuchte, alle meine Rollen unter einen Hut zu bringen: die der Ehefrau, Freundin, Tochter, Schwester, Klavierlehrerin, Pianistin… Und bei Ihnen als Eltern kommt noch eine ganz wichtige, fordernde und schöne Aufgabe dazu, die wahrscheinlich mehr Zeit und Nerven kostet, als ich mir vorstellen kann. Die tägliche neue Herausforderung für mich ist sicher, nicht nur Lehrerin, sondern auch Pianistin zu bleiben. Annes Statue führt mir eindrucksvoll vor Augen, wie ich nicht durchs Leben gehen will – immer rudernd und auf einem schlüpfrigen Untergrund nach Halt suchend. Stattdessen will ich, wie diese Figur, wissen, wo meine Mitte ist, und daraus Stärke und Kraft für die alltäglichen Balanceakte ziehen.
Dann dachte ich mir, ich könnte die junge Künstlerin selber fragen, was sie eigentlich mit der Figur ausdrücken wollte. Das war interessant, denn es ging in eine ganz andere Richtung… Anne meinte erst, es soll einfach ein Kugelläufer im Zirkus sein, der mit langsamen Schritten die Kugel bewegt und selber im Gleichgewicht bleibt. Während wir uns unterhielten, kamen wir darauf, dass das eine wunderbare Parallele zum Klavierspielen, zum Lernen allgemein oder einfach zu allem hat, was man sich im Leben vornimmt: solange man kontinuierlich und mit kleinen Schritten dabeibleibt, läuft es. Bremst man abrupt ab, fällt man von der Kugel, muss sich mühsam aufrappeln, vielleicht erst mal seine Blessuren versorgen, und braucht lange, um wieder in der gewohnten Bewegung zu sein.
Also – lasst uns dranbleiben! Und wenn es nur winzige Schritte am Tag sind, aber dafür jeden Tag!
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Herzlichen Glückwunsch an meine Nebenfach-Klavier-Aufnahmeprüfungsleute! Ich wusste, dass es hervorragende Musiker sind – die beiden Achtzehnjährigen haben an zwei bzw. vier Hochschulen für Konzertfach bestanden. Ich bin stolz, solche Menschen begleiten zu dürfen, und freue mich auf das, was noch kommt!