Zauberei?

DSCF7940Am Wochenende war ich in Leipzig und habe in der Thomaskirche ein paar Meter von Bachs Grab eine Kerze angezündet. Während ich den neuen Docht an einen brennenden hielt, überlegte ich, für was ich dankbar sein will. Und konnte mich nicht festlegen, weil mein Kopf und mein Herz so übervoll sind mit Stücken von Bach, eines schöner, tröstlicher und beseligender als das andere. Und ich beschloss, ihm einfach für seine Existenz zu danken. Ohne ihn wäre mein  ganzes Leben anders. Leerer und trauriger, und zu manchen Zeiten schlicht gar nicht möglich gewesen. Und dieses Bewusstsein, diese wirklich innige Dankbarkeit beim Gedenkkerzeanzünden, war auch was Neues für mich. Wenn ich an meine anderen Toten denke, ist immer ein Stück Bedauern oder sogar noch Trauer mit dabei. Hier war ich einfach nur von Herzen dankbar, dass es ihn gegeben hat. Vielleicht kann man das für die anderen irgendwann auch empfinden, vorzugsweise bevor ein paar Jahrhunderte vergangen sind?

Es war eine besondere und berührende Erfahrung für mich. Am nächsten Tag dachte ich, ich könnte sie mit einer verständigen und eigentlich sensiblen Schülerin teilen, die ein Bach-Präludium geübt hatte. Während sie die Noten aufschlug, erzählte ich ihr, dass ich eben gestern an seinem Grab eine Kerze angezündet habe. Und dass sie vielleicht noch brennt. Und sie?

„Geil.“

Während sie die Hände über die Anfangstöne legt:

„Vielleicht hilft’s.“

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